Unter "Versuchsanordnung" ist - im Sinne des Verständnisses, das die experimentellen Wissenschaften damit verbinden - eine methodisch-planmäßige Herbeiführung von [variablen] Umständen zum Zweck ihrer Beobachtung zu verstehen. Das naturwissenschaftliche Verständnis verbindet damit in der Regel eine Laborsituation unter Ausschaltung der Öffentlichkeit; erst die Ergebnisse werden der Öffentlichkeit präsentiert. Darin gleicht die Vorgehensweise jener Produktion von Künsten, deren Entstehen unabhängig ist von den Bedingungen der Orte, wo sie (infolgedessen) in werkhafter Ausprägung erscheinen. Als Versuchsanordnung im Sinne der empirischen Sozialwissenschaften intendiert das Projekt jedoch die Erzeugung einer Situation [eines Cue] zum Zweck der kontrollierten Beobachtung ihrer konstituierenden Bedingungen. Das heißt: Das Umfeld [und wie es sich infolge des Cue durch den Einfluß externer Daten gestaltet] ist ebenso Gegenstand von *Liquid Space* wie die interne Bewußtheit, die dieser Einfluß provoziert. Das Werk - der Cue bzw. die Kerninstallation - ist lediglich Teil des Prozesses und ihm unterworfen. Als Projekt im Kontext der Medienkunst ist *Liquid Space* mediensystemisch angelegt. Unter diesen Voraussetzungen ist unser Vorgehen von dem Versuch bestimmt, von einer Theorie auch unter Annahme der Bedingungen, die eine Theorie stellt - z.B. ihrer Anwendung auf sich selbst, um ihre Gültigkeit zu überprüfen -, zu ästhetischen Ergebnissen im Sinne eines Praxis-Modells, das sinnliche Erfahrung ermöglicht, zu gelangen.
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