ABSTRACT ¦ KUNST + WISSENSCHAFT ¦ MODELL / METHODE ¦ VERSUCHSANORDNUNG ¦ MEDIENSYSTEMISCHE KUNST ¦ KOMMUNIKATION DER RÄUME ¦ KOMMUNIKATIONS- + INTERAKTIONSRAUM ¦ DER CUE ¦ LITERATUR ¦
K O M M U N I K A T I O N   D E R   R Ä U M E 13



Für den Cue von *Liquid Space* als sich an Raum-Begriffen und -Vorstellungen erprobendes Modell versuchen wir, die Bedingungen des Auditorischen als diesen Begriffen funktional wie psychologisch am ehesten entsprechend, in eine operationalen Struktur zu übertragen.

Die Wahrnehmung des physikalischen Raumes ist uns primär über das Visuell/Taktile möglich. In einer Serie von durch Bewegung entstandenen Sehfeldern interpretieren wir Invarianten als durch die Veränderung der räumlichen Position Hervorgerufenes, die Varianten als durch Zeit Bestimmtes 14. Raum, der sich gewöhnlich vor uns befindet und den wir in einem künstlichen, dreidimensional orthogonalen System mathematisch beschreiben, ergibt sich somit für uns durch das Zusammenspiel von Geschwindigkeit-Zeit-Distanz. Die Wahrnehmung des physikalischen Raums im Auditorischen unterscheidet sich davon. Die relativ langsame Ausbreitungsgeschwindigkeit des Schalls als Informationsträger des Zustandes eines Schallhervorbringers (Schwingers) bildet neben der Spezifikation seines Zustandes auch die Faktoren der Übertragung, das heißt auch den ihn umgebenden Raum und seine Position darin ab. Die Klangqualität vermittelt bei der Übertragung (der Ausbreitung des Schalls in der Luft) des Klanges durch die Brechung, besonders in seinen sensiblen höheren Spektralanteilen, Informationen über den Raum, in dem er übertragen wird.

Wir nehmen den auditorischen Raum gleichsam unabhängig von eigenen Bewegungen - die für uns wahrnehmbare Bewegung des Schalls "ersetzt" diese gleichsam - und als allgegenwärtig rund um uns wahr ("egozentrische" Wahrnehmung). Dies steht im Gegensatz zum visuellen Raum, der stets abhängig ist von unserer Bewegung und sich in einem Moment nur als Etwas vor uns ereignet. Der Raum hinter uns ist eng mit Zeit verbunden, er ist mit Vergangenem assoziert. Der visuelle Raum wird durch zeitlich getrennte Fixationsveränderungen erforscht, während der akustische Raum in jedem Augenblick immer vollständig gegeben ist.

Der NetSpace verhält sich in unserer Wahrnehmung ähnlich dem auditorischen Raum.

Die Erhöhung der Geschwindigkeit der Informations-Übertragung über das menschlich Faßbare hinaus läßt das Geschwindigkeit-Zeit-Distanz-Gefüge in der Wahrnehmung zum psychologischen Moment werden, zum Hier und Jetzt. In der Wahrnehmung zerfällt das mechanistische Paradigma. Der NetSpace ist abseits unserer unmittelbaren körperlichen Bewegung allgegenwärtig, er liegt in unserem Bewußtsein nicht vor uns, sondern um uns.

Auditorischer und der Raum des Netzes sind Ereignisräume, gekennzeichnet durch erfahrbare Informationsübertragung, die den Raum indiziert. Die Raumerfahrung entsteht durch die Nachvollziehbarkeit der ihn definierenden Ereignisse der Informationsübertragung. Das Auditorische ist jenes psychologische Interface, das die Transgression in die Erfahrung einer an und für sich nur noch verstehbaren Größe erlauben könnte.

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