Der Cue besteht aus einem Glasbassin mit Wasser und aus einem durch Lautsprecher markierten sechskanaligen Umraum, dem akustischen Raum. Als physikalisches Interface fungiert die Eigendynamik bewegten Wassers - ein Ausdruck seiner spezifischen Morphologie. In Bewegung gesetzt, entsteht im Wasser eine Vielzahl von unregelmäßigen Verwirbelungen, die sich allmählich zu einem Strom (Laminarstrom) formen, dessen Verhalten das systemische Ereignis von bewegbarer Flüssigkeit beschreibt. Objekte mit dem spezifischen Gewicht der Flüssigkeit vollziehen diese "Resultierende", die im akustischen Raum "abgebildet" wird. Dadurch entsteht ein neues, akustisch definiertes psychologisches Interface, das seine Dimension aus der Dynamik des liquiden Systems bezieht und auf einer betont sinnlichen Ebene dreierlei Wahrnehmungsformen miteinander konfrontiert: die haptische, die visuelle und die auditorische. Ziel ist es, die primären Wahrnehmungsformen auf weitere Erfahrungsräume zu übertragen und andere Raumerfahrungen zu provozieren. Zu diesem Zweck wird ein Netz von Satelliten - ein Netz von untereinander sowie mit der Kerninstallation vernetzten Interaktionseinheiten - und damit eine Kommunikations- als Ereignisstruktur eingerichtet - ein NetSpace, der ebenfalls der Dynamik des Liquiden unterliegt. Durch die Verschränkung der die Satellitenstation bestimmenden Raumklänge mit dem klanglichen Verhalten der Kerninstallation und dem Austausch alphanumerisch codierter Informationen sollte die Erfahrung der spezifischen Eigenschaften des NetSpace als Verhalten eines selbstorganisierenden Systems provoziert werden. Das System bildet sich durch lernfähige Programme infolge von Mustererkennungsprozessen heraus. Kommunikation meint in diesem Zusammenhang sowohl das Verhalten des Kommunikationssystems als auch den Austausch alphanumerisch codierter Informationen. System und Information stehen hinsichtlich Struktur und Bedeutung in einem reflexiven Bezug. Informationen sind Mediatoren der Ausbildung des Kommunikationssystemes, zugleich erhalten sie durch dessen spezifische Struktur ihre Bedeutung. Über *Liquid Space* zu kommunizieren soll heißen, sich des *Liquid Space* zu bedienen und mit ihm zu kommunizieren - ihn gleichsam in Bewegung zu versetzen. Der NetSpace ist als Forum des öffentlichen Diskurses des Projektes - wie Hand und Wasser - ein Interventionsmedium im Funktionszusammenhang von *Liquid Space*. Das Verhalten des Fluiden dient als physikalisches Interface ins Systemische. Das Verhalten von Klang im Raum dient als psychisches Interface in den NetSpace. *Liquid Space* steht somit für das systemische Verhalten der miteinander verschränkten "Räume" und für die Erfahrung der Verschränkung, nicht für die Mittel, dh. für die Gestalt, die das Projekt durch den Cue voräufig erhalten hat. Es geht [in Analogie zur Idee, den medientheoretischen Terminus Liquid materiell zu Funktionalisieren] darum, die theoretische Annahme in die Praxis zu überführen, daß Kommunikationskunst nicht nur am KommunikatiosRaum partizipiere, sondern ihn durch ihre Funktions- und Organisationsstruktur erweitert definiere und generiere. Als Mediensystemische Kunst, die diese Spezifika erlebbar und bewußt macht, entspricht sie den Paradigmen und Forschungsanliegen der empirischen Sozialwissenschaften. Das bei Ars Electronica 99 präsentierte Modell repräsentiert die bisherigen Überlegungen. Eingedenk der Vorläufigkeit jeglichen Wissens impliziert der Diskurs als Erkenntnismittel [auch] der Kunst mögliche Modifikationen des Modells, damit auch die Veränderung der "Gestalt" von *Liquid Space* - sowohl der Gestalt der Installation als auch des Projektes.
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