ABSTRACT ¦ KUNST + WISSENSCHAFT ¦ MODELL / METHODE ¦ VERSUCHSANORDNUNG ¦ MEDIENSYSTEMISCHE KUNST ¦ KOMMUNIKATION DER RÄUME ¦ KOMMUNIKATIONS- + INTERAKTIONSRAUM ¦ DER CUE ¦ LITERATUR ¦
M O D E L L   /   M E T H O D E



Ein Modell ist die Formalisierung einer Vorstellung, zu der Methoden gesucht werden, die es erlauben, zu prüfen, ob das Modell der Wirklichkeit entspricht oder nicht. Dies entspricht dem Bild der prüfenden Wissenschaft; das Explorieren von Fragestellungen wird im Erkenntnisprozeß oft minder gewertet. Umgekehrt kann das Selbstverständnis der Kunst im Grunde darauf zurückgeführt werden, daß sie Fragen stellt - um die Beantwortung kümmert sie sich in der Regel nicht. Dies bleibt Protagonisten ihrer anverwandten Disziplinen, meist Disziplinen der Vermittlung, überlassen und betrifft dann mehrheitlich bereits formalisierte Fragestellungen (Werke). Die Erörterung der Prozesse und Organisationsstrukturen der Formalisierung, in denen sich das Generalpronomen Kunst darstellt, erfolgt nur marginal. Auch für aus den Fragen (ob des Raumes, ob der Biotechnologie) explorierte Infragestellung der Kunst - abseits von Mode und Polemik -, nämlich im Sinne ihrer theoretischen und methodischen Fundierung, zeichnet generell die Wissenschaft verantwortlich. Durch diese "Verantwortungslosigkeit" würde Kunst ihr romantisches Verständnis als dem genialen Einfall verpflichtet perpetuieren - eine Tradition, der auch die "Medienkunst" ungeachtet ihrer vielfach als neu propagierten methodischen Ansätze zu folgen scheint.

Dennoch ist auf dem Weg von der Moderne zur Postmoderne eine Annäherung von Kunst und Wissenschaft erfolgt. War Wissenschaft die prüfende Disziplin und Kunst die Fragen aufwerfende, so haben sich diese Standpunkte aufgeweicht. Wissenschaft sei methodendominiert; "Fragen innerhalb von Disziplinen würden nur zugelassen werden, wenn für ihre Behandlung eine Methode vorhanden wäre" 9, zumindest werden sie nur dann als sinnvolle, weil beantwortbare Fragen bewertet. Ernst PÖPPEL verkehrt die Wertigkeit: "[...] indem wir bisher ungefragte Fragen ermöglichen, noch verborgene Denkweisen anregen und noch nicht gefundene künstlerische Prozesse in Gang setzen".

Aus der Community of Science transgrediert das Arbeiten im Kollektiv, im vernetzten Wissensverbund, und das Bewußtsein von Erkenntnis als Prozeß, als vorläufiger Zustand, in eine kollektive prozessuale Kunst. Aus der Kunst transgrediert die Methode des Fragestellens in die alleinig Fragen prüfende Wissenschaft.

Kommunikation als Erkenntnismethode dringt in die Kunst als Diskurs, im Dienst der Erhöhung der Objektivität. Damit sind die Substitution des Kreators durch den Initiator und - erkenntnistheoretisch - der Subjektivität durch Objektivität impliziert. In der Wissenschaft vollzieht sich Fortschritt als Aufbau auf Vorhandenes; zunehmend ersetzt auch die Kunst ihren auf primäre Objekte orientierten Avantgarde-Begriff durch "Ableitung aus vorhergehenden Ergebnissen" 10. Soziopolitisch von Belang sind dabei nicht nur der Wandel von individuell besessenem Wissen in ein "öffentliches Gut", sondern (zumindest der Theorie nach) auch die Effekte für die Vermarktung von Kunst, da dieser Wandel im Widerspruch zu den Interessen der Kommerzialisierung und damit natürlich auch zu den bislang gültigen sozialen Interessen der Künstler steht!

Als Versuchsanordnung und Work-in-Progress ist *Liquid Space* dem Entwurf eines Modells dieses in der Medien[systemischen]kunst veränderten Paradigmas gewidmet und zugleich auch seiner Überprüfung durch Veröffentlichung (und Diskussion) der Methoden und realen (monetären, sozialen, technologischen) Bedingungen.

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