GÖRINGS ERWERBUNGEN


Hermann Göring mit einer seiner Erwerbungen in Carinhall


Den grössten Teil seiner Sammlung erwirbt Göring in Frankreich. Der Krieg hat nicht nur hier einen "künstlichen" florierenden Markt geschaffen - Kunstwerke tauchen auf dem Markt auf, die unter anderen Umständen niemals oder nicht zu solchen Preisen verfügbar gewesen wären. Viele französische Händler haben auch keine Schwierigkeiten damit, an die "Besatzer" zu verkaufen. Einige der Händler schliessen sich sogar zu Gruppen zusammen, um die Preisgestaltung in der Hand zu behalten.

In Holland erwirbt Göring fast alle wichtigen Gegenstände während seiner ersten Reisen dorthin im Frühjahr und Herbst 1940. Wie in Frankreich wird Göring auch in Holland durch Walter Andreas Hofer vertreten. Ein weiterer Händler in Holland ist Max Friedländer, ein bekannter und bedeutender Kunsthistoriker. Göring kauft u.a. von Felix Gutmann und Smit van Gelder, aus der Sammlung Koenigs (darunter mehrere Rubens) und aus der Sammlung Pannwitz (darunter Gemälde von Cranach und Rembrandt). Die meisten holländischen Kunstgegenstände (etwa 600) kommen von dem Händler Alois Miedl.

Belgien besucht Göring selten. Auch hier kauft Hofer für ihn ein, besonders aus der Sammlung Emile Renders.

Eine besondere Vermittlerrolle in Italien spielt Prinz Philipp von Hessen, der eng mit Hofer zusammenarbeitet. Die Kunstkäufe in Italien nehmen insgesamt bald ein derartiges Ausmass an, dass der italienische Minister für Erziehung, Bottai, am 9. Mai 1942 ein Gesetz erlässt, das den Export von Kunstgegenständen weitgehend einschränkt.

In der Schweiz, wohin er selbst niemals reist, kauft Göring seine besten Gemälde von Lucas Cranach. Sie werden von Hofer und Angerer erworben. Einer der grössten und bekanntesten Kunsthändler der Schweiz ist Theodor Fischer in Luzern, den mit Walter Andreas Hofer und Hans Wendland eine enge Freundschaft verbindet. Bei Fischer kauft Göring durch Hofer insgesamt 26 bedeutende Gemälde, darunter Werke von Lucas Cranach, Roger van der Weyden, Joos van Cleve, Jan Breughel, Hans Baldung Grien und Jacopo de Barbaris.

Neben seinen Erwerbungen - über verschiedene Händler wie zum Beispiel Karl Haberstock - in Deutschland erhält Göring von verschiedenen deutschen Museen Kunstgegenstände als Leihgaben, so zum Beispiel von den "Staatlichen Museen Berlin", dem Hohenzollern-Museum in Berlin, dem Kunsthistorischen Museum in Wien und dem Wallraff-Richartz-Museum in Köln.

Darüberhinaus unternimmt Göring zahlreiche Tauschgeschäfte, besonders in der Schweiz (mit Fischer) und Italien, zum einen, weil ihm manchmal die notwendigen Devisen fehlen und er nur über einen Tausch in den Besitz der gewünschten Objekte kommen kann, zum anderen, weil er sich selbst gerne als Kunsthändler sehen möchte. Bei einigen dieser Tauschgeschäfte überschreitet er aber die Grenzen des Korrekten und nutzt bewusst seine Macht als Reichsmarschall.


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