DER WETTLAUF DER ARCHITEKTEN

Hermann Giesler, Albert Speer, Adolf Hitler und Roderich Fick in Linz
(von links nach rechts)
Die oberste Bauaufsicht für die Linzplanungen hat im Jahr 1938 ohne besondere gesetzliche Regelung Albert Speer inne. Speer erkennt als erster, dass man mit Planungen für Linz Hitler nahe kommen und bleiben kann. Er wird sich auch später immer wieder um Aufträge für Linz bemühen und nicht müde werden zu intrigieren, um sich seine Position als Lieblingsarchitekt des Führers zu erhalten.

Mit der Bestellung Roderich Ficks zum "Reichsbaurat für die Neugestaltung der Stadt Linz" (dieser Titel entspricht inhaltlich etwa dem des Reichsstatthalters) im März 1939 wird Linz zu einer der 5 Führerstädte - neben Berlin als "Reichshauptstadt", München als "Hauptstadt der Bewegung", Hamburg als dem "Tor zur Welt" und Nürnberg als der "Stadt der Reichsparteitage". Jede der Städte erhält einen Planungsarchitekten, die alle einen besonderen Titel tragen. So zum Beispiel ist Speer "Generalinspektor für die Reichshauptstadt", Kerl (in Nürnberg) "Beauftragter des Leiters des Zweckverbandes", oder Giesler "Generalbaurat für die Hauptstadt der Bewegung".

Hitler hat die Absicht, viele prominente Architekten in Linz bauen zu lassen. Auch Bildhauer, natürlich nur die "besten" des Reiches, sollen Aufträge für Linz erhalten. Speer favorisiert gegenüber Hitler Bildhauer aus seinem Freundeskreis, darunter besonders Arno Breker und Josef Thorak.

Breker wird anfangs auch von Hermann Giesler Hitler gegenüber lobend erwähnt. Doch schon bald erklärt Giesler, dass er Breker und Thorak für bestimmte Aufgaben für nicht geeignet hält.
Darin spiegelt sich erstmals die Rivalität zwischen Giesler und Speer, die während des ganzen Krieges bestehen bleiben wird.

Selbst in seinem nach dem Krieg erschienen Buch "Ein anderer Hitler" (in dem - auf reinwaschende Weise - versucht wird, den "Architekten" Hitler vor den Politiker und Diktator Hitler zu stellen) kann sich Giesler nicht über Speers Einmischungen und Intrigen beruhigen.

Mit Fortdauer des Krieges wird ziviles Bauen fast unmöglich und die Planungsarbeiten verbleiben im Stadium der Skizzen, Pläne und Modelle. Speer erhält (neben seinen Planungsarbeiten für Berlin) eine Reihe anderer Aufgaben (so zum Beispiel wird er Reichsminister für Rüstung und Kriegsproduktion) und kann sich von nun an nicht mehr so intensiv um Linz kümmern.

Am 28. April 1942 unterbreitet Hitler Giesler das Angebot, "die Monumentalverbauung links der Donau" zu übernehmen. Giesler, obwohl er zur selben Zeit "Generalbaurat" für München ist, zögert nicht. Mit dieser Beauftragung ist Giesler aber nicht für die gesamte Stadtplanung für Linz zuständig - das ist nach wie vor der "Reichsbaurat" Roderich Fick und er wird dies offiziell auch bis Kriegsende bleiben.

Fick wird weder abberufen noch offiziell in seinen Kompetenzen eingeschränkt, aber er verliert den Kontakt zu Hitler, er dringt, im Gegensatz zu Giesler, nicht mehr zu ihm vor und wird nicht mehr von ihm gerufen. Fick bemüht sich aber, den Kontakt zu Reichsminister Lammers aufrechtzuhalten, was ihm auch gelingt.

Eine Notiz Martin Bormanns vom 2. April 1943 zeigt sowohl das Chaos der Kompetenzen als auch, wie sehr Fick bereits aus dem Rennen gedrängt ist.

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