EIN NEUES IDEAL? Die Grosse Deutsche Kunstausstellung im Haus der Deutschen Kunst, München 1937 Der Anspruch auf eine absolute politische und kulturelle Ordnung erschwerte es eminent, neben Ablehnung und Ausschliessung auch neue Ziele theoretisch zu formulieren und zu zeigen, wie etwa auf der alljährlich stattfindenden "Grossen Deutschen Kunstausstellung". Ging es doch nicht nur darum, einen Traditionsstrang wieder zu aktivieren, sondern ein dezidiertes Ideal, eine künstlerische Norm zu entwickeln, was schliesslich vor allem auf dem Gebiet der Plastik durch Arno Breker und Josef Thorak geschah. Arno Breker "Du und ich" Dementsprechend wurden Begriffe wie Natur, Vergangenheit, Tradition, Klassizität u. ä. in den Schriften über Kunst zwar wiederaufgegriffen, allerdings mit neuen Konnotationen auf (arische) Nation, das deutsche Volk, den heroischen Körper etc. aufgeladen: "Kunst dem Volk", wie eine populäre Zeitschrift hiess, bedeutet, alle diese Begriffe in eine neue Konstellation zueinander zu bringen, um den politischen Anspruch der Erneuerung der Nation bzw. des Volkes sichtbar werden zu lassen. Schönheit war nie unschuldig im System der Herrschaft. Ihre Funktion aber und die der bildenen Künste werden im Nationalsozialismus entscheidend umgeordnet, direkt und konsistent mit der Herausbildung eines Subjektkörpers als Staatskörpers beauftragt. Letztendlich bestand der revolutionäre Anspruch auf Reformierung der Gesellschaft darin, gerade bestehende revolutionäre Potentiale (etwa der Arbeiterbewegungen, der Frauenbewegung etc.) in einem neuen homogenen Kollektiv zu neutralisieren: Revolution als Restauration. Die Kunst (wie die Architektur und die Städteplanung) wird dabei deshalb zu einer wichtigen normativen Instanz, weil sie ein Ideal zu verbildlichen imstande ist und damit auch ein Bild der Macht produziert, das diese Macht als Ideal ("Führer") erscheinen lässt. |