DAS MUSEUM ALS SYMBOLISCHE FORM




Der Anspruch auf kulturelle Neuordnung nicht nur des Reiches sondern ganz Europas erklärt die Unerbittlichkeit, mit der als "entartet" erklärte Kunst verfolgt bzw. eine solche, die dem "Wesen" des Volkes als einheitliche und reine Rasse entsprach, zu entwerfen versucht wurde. Indem die Kunst einen definitiv disziplinierenden Ort in einem rigiden kollektiven Wertesystem einnahm, wurde sie geradezu zum Symbol dieser Ordnung. Auch die "Führersammlung" ist als symbolische "Formation" zu verstehen, das Führermuseum sollte das auch architektonisch sichtbare Zeichen dieser Formation werden.

Das "Führermuseum" als Gebäude war dahingehend konzipiert, als wichtiger Teil der Neugestaltung der zu einer Kulturhauptstadt des Reiches erhobenen Stadt Linz der imaginären Gemeinschaftlichkeit, dem faschistischen Kollektiv einen übergeordneten, weil idealen Ausdrucksraum verschaffen. Auch waren im Bereich der Donaulände zahlreiche Bauten der Partei und der "Hohen Schule" geplant - Linz sollte also zu einem Zentrum der politischen und auch kulturellen Verwaltung des Reiches werden.

Die Geschichte und die Kunstgeschichte Europas wurde nicht nur zum Teil umgeschrieben sondern innerhalb eines normativen Gefüges geradezu neutralisiert - das Führermuseum war nicht nur Ausdruck dieser Norm, sondern diente zugleich als Legitimierung der Vorherrschaft des deutschen Volkes (der Idee des deutschen Volkes).

In den Debatten um die Musealisierung, die im deutschsprachigen Raum in den 80er Jahren geführt wurde, wurde das Museum immer wieder als Raum der Entkontextualisierung beschrieben, als eine Konstruktion, die die Gegenstände, die es erfasst, aus dem Zusammenhang des Alltags in eine neue (symbolische) Ordnung überführt. In radikaler Weise stellt auch das geplante Führermuseum einen solchen Raum dar: seine Exponate wurden auf verschiedene Weise dem kulturellen Raum Europa entzogen und in eine neue Ordnung gebracht.

Das Führermuseum lässt sich somit als ein zentraler Ort beschreiben, an dem diese neue Ordnung sichtbar gemacht werden sollte. Das deutsche Volk, die Kunst des deutschen Volkes und seine Geschichte sollten schliesslich für 1000 Jahre den bestimmenden Kontext der europäischen Geschichte und Kultur bilden. Die Bemühungen rund um den Sonderauftrag Linz stellen modellhaft die Bestrebungen dar, einem solchen Kontext Material für seine Selbstdarstellung zu verschaffen.

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