HANS POSSE:
Reise nach Krakau und Warschau


Dieser - gekürzte - Bericht von HANS POSSE ist nicht datiert, aber wohl 1940 - 1941 verfasst worden.)

Bericht über die auftragsweise unternommene Reise nach Krakau und Warschau zur Unterrichtung über die Art und den Umfang der beschlagnahmten Kunstwerte.

Eine Durchführung des Auftrags, besonders auch hinsichtlich eines Vorschlags über die Verwendungsmöglichkeit der beschlagnahmten Kunstwerte, ist zurzeit unmöglich, da die Gegenstände zum allergrössten Teil noch in Kisten verpackt waren und sich in diesem Zustand entweder bereits in Krakau befanden oder auswärts (vor allem in Warschau) zum Abtransport nach Krakau bereitstanden.

Seit dem 6. Oktober ist unter Leitung des Unterstaatssekretärs Dr. Mühlmann als Sonderbeauftragten des Generalfeldmarschalls Göring und als des Leiters der Abteilung Wissenschaft und Erziehung unter Bestellung geeigneter Fachleute aus Berlin, Wien und Breslau die Bergung alles wertvolleren Kunstbesitzes in vollem Gang und, soweit ich feststellen konnte, bereits ziemlich restlos erfolgt.

Bevor eine Übersicht über das gesamte beschlagnahmte Material möglich ist, vermag ich wie gesagt keine Vorschläge über seine Verteilung im Einzelnen zu machen. Doch möchte ich schon jetzt vorschlagen, die drei Hauptbilder der Sammlung Czartoryski von Raphael, Leonardo und Rembrandt, die sich zurzeit im Kaiser-Friedrich-Museum in Berlin befinden, fiir das Kunstmuseum in Linz zu reservieren.

Ferner wäre es bei dem besonderen Interesse, das Dresden an dem geretteten Inventar des Warschauer Königsschlosses haben muss, da sächsische Architekten und Künstler es ausgebaut haben, erwünscht, wenn die geretteten Teile der Innenausstattung (Wandverkleidungen, Türen, eingelegte Fussböden, Plastiken, Spiegel, Glaslüster, Möbel, Porzellane usw.) für den Innenausbau der Pavillons des Dresdner Zwingers zur Verfügung gestellt werden könnten.


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