DER VERBLEIB
DES ALTARS


Im 18. Jahrhundert werden die Tafeln mit Adam und Eva aus sittlichen Gründen entfernt und waren daraufhin lange Zeit verschollen. Im Zuge der französischen Revolution und der nachfolgenden Kriege werden die südlichen Niederlande (das heutige Belgien) von Frankreich annektiert. Französische Truppen überführen die vier Mitteltafeln (die dreiteilig "Deesis" und die "Anbetung des Lammes") nach Paris in das Musée Central d'Art, den späteren Louvre.

Die Bilder besitzen zu dieser Zeit bereits einen künstlerischen Eigenwert jenseits des ursprünglichen Inhalts und dessen Verbindung zur religiösen Praxis. Ludwig der XVIII. gibt die Tafeln 1815 nach dem Sturz Napoleons aus Dankbarkeit für die von der Stadt Gent gewährte Zuflucht zwar zurück, der Verband war jedoch aufgebrochen.

Der Altar geriet damit in den Mechanismus des Kunstmarktes, er war zu einem Ensemble disponibler Bilder geworden, der Kultgegenstand (des Glaubens wie der Kultur) zu einem Kunstobjekt.

Die Flügel (die Engel, die Gerechten Richter und die Heiligen) wurden 1821 vom niederländischen Kunsthändler Nieuwenhuys dem Generalvikar des zuständigen Klosters abgekauft und an den englischen Sammler Solly veräussert, der sie dem preussischen König weiterverkaufte.

Sie gelangten so ins Berliner Museum, wo die Vorder- und Rückseiten auseinandergesägt wurden. 1861 tauchen die Tafeln des Adam und der Eva wieder auf und werden vom Brüsseler Museum gekauft. Der Altar ist zwar wieder komplett, aber auf drei Länder verteilt.